Neurofeedback FAQs

In diesem Bereich finden Sie einige Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Neurofeedback. Außerdem werden Grund- und Fachbegriffe des Neurofeedback erklärt.
Falls Sie Ihre Frage hier nicht finden, kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail an info(at)neurofeedback-netzwerk.org oder über unser Kontaktformular.

Neurofeedback ist eine EEG-basierte Therapiemethode durch die Symptome krankheitsbedingter Fehlregulationen im Gehirn behandelt werden können.

Neurofeedback ist ein Spezialgebiet des Biofeedbacks und basiert auf der Messung der Gehirnaktivität mittels der Auswertung von EEG-Signalen. Dabei wird die elektrische Gehirnaktivität gemessen, in Echtzeit ausgewertet, in ihre Frequenzanteile zerlegt und für den Patienten auf einem Bildschirm visualisiert. Da Bewusstseins-, Konzentrations-, und Aufmerksamkeitszustände von diesen Frequenzanteilen abhängig sind, können so Zustände, die normalerweise nicht wahrnehmbar sind, visualisiert und für therapeutische Zwecke genutzt werden. Schließlich lernen Patienten durch das Sichtbarmachen des eigenen Hirnstrommusters, Symptome von Erkrankungen, die auf Fehlregulationen im Gehirn zurückzuführen sind, zu kontrollieren.

1. Anlegen der Elektroden

Neurofeedback basiert auf der Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns. Deshalb werden zu Beginn der Sitzung Elektroden am Kopf des Patienten angelegt, um damit die EEG-Signale ableiten zu können. Das Anlegen der Elektroden ist, wie die gesamte Behandlung, bei sachgemäßer Anwendung durch einen geschulten Arzt oder Therapeuten absolut schmerzfrei. Eventuelle Rückstände von Leitpasten, die zum Anbringen der Elektroden nötig sind, können nach der Behandlung unkompliziert aus dem Haar entfernt werden.

2. Ableiten von EEG-Signalen

Die über die Elektroden gemessenen EEG-Signale werden direkt über einen speziellen Verstärker an einen Computer weitergeleitet. Mittels einer Software werden die EEG-Signale ausgewertet und in ihre einzelnen Wellenbereiche und Frequenzbänder zerlegt. Dadurch können die individuellen Charakteristika der Gehirnaktivität sichtbar gemacht und für die Verbesserung der Selbstregulierungsfähigkeit des Gehirns genutzt werden.

3. Visualisieren der Gehirnaktivität

Das Sichtbarmachen der Wellenbereiche und der einzelnen Frequenzbänder erfolgt nun über zwei Monitore. Dabei verfolgt der Therapeut auf einem Bildschirm das Spontan-EEG, zerlegt in die einzelnen Wellenbereiche.

Zur gleichen Zeit sieht der Patient auf einem eigenen Monitor eine altersspezifische Grafik – dies kann eine Animation sein, ein Computerspiel oder auch ein kurzer Film – die sich ebenfalls gemäß der Gehirnaktivität bewegt.

Wird nun die gewünschte Veränderung – je nachdem eine Intensivierung oder Verminderung bestimmter Aktivitätsmuster – erreicht, erhält der Patient eine direkte Rückmeldung über den Monitor. So bewegt sich die Animation auf ein Ziel zu oder das Bild wird klarer und schärfer. Ein akustisches Signal ergänzt meist auch noch dieses Feedback. Es findet also eine positive Verstärkung des gewünschten Verhaltens statt.

Patienten sollten mindestens 30 Neurofeedback Sitzungen einplanen. Dies entspricht der Anzahl an Sitzungen, die im Mittel auch bei Neurofeedback-Studien durchgeführt werden.

Dabei handelt es sich aber um einen sehr allgemeinen Richtwert. Es können pauschal keine Aussagen über die konkrete Behandlungsdauer getroffen werden. Vielmehr richtet sich die Dauer nach Art der Erkrankung und der individuellen Situation des Patienten. In jedem Fall ist eine gründliche Anamnese und Diagnose die Voraussetzung für den Beginn einer Therapie. Auf dieser Basis kann abgeklärt werden, in welchem Rahmen Neurofeedback durch einen geschulten Arzt oder Therapeuten stattfinden soll. Sofern der Patient auf Neurofeedback reagiert, stellen sich erste Erfolge recht schnell ein.

Inklusiver aller notwendigen Vorbereitungen dauert eine Sitzung ca. 45 bis 60 Minuten.

Die Behandlung mit Neurofeedback muss in regelmäßigen Zeitabständen erfolgen. In der Regel ein- bis zweimal wöchentlich. Im fortgeschrittenen Therapieverlauf können die Intervalle zwischen den einzelnen Sitzungen aber auch verlängert werden. Jedoch gilt auch hier zwischen verschiedenen Anwendungsgebieten zu differenzieren und die Therapie auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abzustimmen.

Neurofeedback kann grundsätzlich neben anderen Verfahren und auch während einer Medikation angewendet werden. Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang auch die Hinweise unter dem Punkt „Ist Neurofeedback für jeden geeignet?“

Da neurologisch bedingte Erkrankungen sehr vielschichtig sind und umfassend behandelt werden müssen, ist Neurofeedback meist Bestandteil einer multimodalen Therapie und wird neben weiteren Interventionen wie zum Beispiel Verhaltenstherapien oder medikamentöser Therapie angewendet. Eine Behandlung mit Neurofeedback zielt (meistens) auch darauf ab, Medikamente zu ergänzen und die Medikamentendosen zu reduzieren. Der Behandlung mit Neurofeedback muss auf jeden Fall eine leitliniengerechte Diagnose und gründliche Anamnese vorausgehen. Dabei wird ein geschulter Arzt oder Therapeut mit entsprechender Erfahrung die Therapie auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abstimmen.

Neurofeedback ist prinzipiell an keine besonderen Voraussetzungen seitens des Patienten gebunden. Bitte informieren Sie aber in jedem Fall Ihren behandelnden Arzt oder Therapeuten über Vorerkrankungen, Ihren Gesundheitszustand und über Medikamente, die Sie einnehmen.

Neurofeedback kann prinzipiell ab dem Grundschulalter bis ins hohe Alter angewendet werden. Die Behandlung ist an keine besonderen Voraussetzungen gebunden, jedoch sollten Sie in jedem Fall Ihren Arzt oder Therapeuten über aktuelle oder chronische Beschwerden, Vorerkrankungen oder über eine Schwangerschaft informieren. Zudem sollten Sie mit diesem über Ihren allgemeinen Gesundheitszustand und Ihre aktuelle Lebenssituation sprechen. Stehen Sie beispielsweise unter Leistungsdruck oder haben Sie öfter Kopfschmerzen? Ein guter Neurofeedback-Therapeut wird sich aber auch vor Beginn der Therapie nach Ihrem Gesundheitszustand erkundigen.

Neurofeedback gilt derzeit als sogenannte IGeL, also Individuelle Gesundheitsleistung. Die Kosten werden aber in einigen Fällen auf Einzelantrag hin erstattet. Auch werden die Kosten erstattet, wenn das Verfahren im Rahmen einer Therapie angeboten wird, die die Krankenkasse bezahlt, bspw. bei Ergotherapeuten und Psychotherapeuten mit Kassenzulassung.

Derzeit werden die Kosten für eine Neurofeedback-Behandlung nicht ohne weiteres von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Gesetzlich krankenversicherten Patienten wird Neurofeedback als IGeL-Leistung in der Regel gegen SelbstzahlunXg angeboten. Jedoch empfiehlt es sich – vor dem Beginn einer Behandlung mit Neurofeedback – die Kostenträger zu kontaktieren und abzuklären mit welchen Versicherungsleistungen Sie rechnen können. Bei einigen Anwendungsgebieten, wie beispielsweise ADHS oder Migräne, werden die Kosten auf Einzelantrag hin durchaus übernommen. Privatkassen bieten unterschiedliche Tarife oder Vertragsabschlüsse an. Ihr behandelnder Arzt oder Therapeut wird Sie bei der Kostenübernahme unterstützen.

Neurofeedback wird von Ärzten, Psychiatern, Ergo- und Psychotherapeuten und Psychologen angeboten.

Grundsätzlich geht der Behandlung mit Neurofeedback eine Diagnose sowie gründliche Anamnese voraus. Ihr Arzt oder Therapeut wird Sie dann über mögliche Behandlungsmethoden aufklären und Ihnen ggf. geeignete Therapeuten empfehlen. Außerdem gibt es einige Kliniken und Therapiezentren, die mit Neurofeedback arbeiten und sich auf einzelne Anwendungsgebiete spezialisiert haben.

  • Bietet Ihnen der Arzt oder Therapeut ein unverbindliches Erstgespräch an? Der Arzt oder Therapeut sollte Ihnen die Möglichkeit geben, ihn kennenzulernen (und umgekehrt). Schließlich erfordert Neurofeedback auch Eigeninitiative des Patienten, die Therapie regelmäßig wahrzunehmen. Zudem sollte sich der Therapeut Zeit dafür nehmen, Ihnen das Trainingsverfahren zu erläutern und zu Beginn der Behandlung Ausgangswerte zu erheben. Außerdem sollte in einem unverbindlichen Erstgespräch durch den Arzt oder Therapeuten eine Kostenaufklärung der Neurofeedback Behandlung erfolgen.
  • Der Arzt oder Therapeut sollte über eine qualifizierte Ausbildung als „Neurofeedback-Therapeut“ oder „Neurofeedback-Trainer“ verfügen. Auch können Sie sich beispielsweise erkundigen, wo die Ausbildung absolviert und wie viele Kurse besucht wurden bzw. ob eine kontinuierliche Weiterbildung stattfindet.
  • Der Arzt oder Therapeut sollte über Erfahrung in Bezug auf die Anwendung von Neurofeedback bei Ihrem Krankheitsbild verfügen (mindestens ein Jahr) und sich auf bestimmte Anwendungsgebiete spezialisiert haben.
  • Der Arzt oder Therapeut sollte dazu bereit sein, den Erfolg der Behandlung auch quantitativ zu überprüfen und den Trainingsplan individuell auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen.

Bei Neurofeedback-Systemen handelt es sich um Medizinprodukte, die entsprechend nur in die Hände von medizinischen Fachpersonal gehören – einen geschulten Arzt oder Therapeuten, der auch eine entsprechende Aus-, und Weiterbildung absolviert hat. Das Neurofeedback Netzwerk distanziert sich daher ausdrücklich von Akteuren, die eine Heimanwendung empfehlen oder bewerben. Unser Netzwerk arbeitet vielmehr daran, Neurofeedback als medizinische Anwendung weiter zu etablieren.

Dabei sprechen mehrere Gründe gegen eine Heimanwendung: Zum einen kann bei einer Behandlung zu Hause nicht gewährleistet werden, ob mit den richtigen Einstellungen gearbeitet wird, ob die Elektroden richtig angelegt sind oder ob tatsächlich EEG-Signale oder nur Artefakte gemessen werden. Zum anderen handelt es sich bei Neurofeedback zwar um eine weitestgehend nebenwirkungsfreie Behandlungsmethode. In seltenen Fällen kann es jedoch auch zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Herzrasen kommen. Hier spricht man von einer sogenannten unangepassten Aktivierung. Solche Effekte sind meist nur von sehr kurzer Dauer und regulieren sich durch die Therapie – es sei denn falsches Training wird über einen längeren Zeitraum fortgesetzt. Falsches Training kann die Symptome verstärken anstatt sie zu lindern. Folglich sollte es ausschließlich entsprechend ausgebildetes Fachpersonal Neurofeedback durchführen, um bei Nebenwirkungen auch die Trainingsprotokolle anzupassen.

Bei Neurofeedback handelt es sich um eine Therapieform, die individuell an den Patienten angepasst werden muss. Ohne das spezifische Fachwissen und neuropsycho- und neurophysiologische Kenntnisse eines Experten sollte Neurofeedback daher nicht angewendet werden.

Unter Anamnese versteht man eine systematische Befragung, um den Gesundheitszustand einer Person umfassend zu erheben. Sie erfolgt in der Regel durch den Arzt. Dabei werden nicht nur aktuelle Beschwerden berücksichtigt, sondern auch die bisherige Krankengeschichte und chronische Erkrankungen. Ebenso werden Veranlagungen, wie zum Beispiel Allergien oder genetische Risiken einbezogen. Es wird also auch bedacht, ob bestimmte Krankheiten bereits in der Familie vorkamen.

Eine Amplitude misst man in Volt (V) und dient zur Beschreibung von Schwingungen. Dabei beschreibt sie die maximale Schwankung einer meist sinusförmigen Welle. Die Amplitude steht dabei in direktem Zusammenhang mit der Frequenz. Je langsamer die Amplitude, desto niedriger ist die Frequenz.

Biofeedback ist die Rückmeldung körperlicher Signale. Infolge der Biofeedback Methoden können Körperfunktionen wahrnehmbar gemacht werden, über die wir normalerweise keine bewusste Wahrnehmung haben.

Alles worüber wir Feedback bekommen, können wir auch lernen zu verändern. Somit z.B: Herzschlag, Durchblutung, Muskelspannung, Schweißdrüsenaktivität, Atmung oder auch die Gehirnaktivität (= Neurofeedback oder EEG-Biofeedback).

Der Begriff stammt aus dem Griechischen Wort für Gehirn (encephalon) und schreiben (gráphein) und dient zur Aufzeichnung der Summe der elektrischen Hirnströme indem mittels Elektroden die elektrischen Signale an der äußeren Schicht des Gehirns – der sogenannten Hirnrinde – gemessen werden. Auf Grund der Aktivität zahlreicher großer Nervenzellverbände entstehen diese Hirnströme. Zum Einsatz kommt die Elektroenzephalographie in der medizinischen Diagnostik, um zu überprüfen, ob das Gehirn Epilepsien aufweist, in der neurologischen Forschung und eben beim Neurofeedback.

Das Elektroenzephalogramm – ebenfalls EEG abgekürzt – ist die graphische Darstellung der Elektroenzephalographie. Es handelt sich dabei um das typische Gehirnwellenmuster auf einem Blatt Papier oder auf einem Monitor – meist mehrere Wellen untereinander, wie es alle die, die schon einmal eine Untersuchung beim Neurologen gemacht haben kennen.

Eine Elektrode ist ein elektrisch leitendes Teil und dient beim Neurofeedback dazu, die elektrische Aktivität in der Hirnrinde abzuleiten – also zu messen. Dafür notwendig ist immer auch eine Gegenelektrode, um elektrische Ströme zwischen den beiden Elektroden befindlichen Gewebe messen zu können. Solche Elektroden werden beim Neurofeedback an der Kopfoberfläche angebracht – wie bei einem normalen EEG. Dabei sind die Elektroden meist sogenannte Klebeelektroden, die mit einer Leitpaste am Kopf „angeklebt“ werden. Das Anbringen der Elektroden sowie die Messung der EEG Signale des Gehirns ist vollkommen schmerzfrei. Eine Entfernung der Elektroden von der Kopfhaut ist nach einer Neurofeedback Sitzung ganz einfach möglich. Ebenfalls lassen sich die Reste der Leitpaste mit einem Tuch entfernen.

Eine Frequenz misst man in Hertz (Hz). Darunter versteht man die Anzahl von Schwingungen in einer festen Zeiteinheit – normalerweise pro Sekunde. Die Form der Schwingung ist dabei unbedeutend, jedoch steht die Frequenz in direktem Zusammenhang mit der Amplitude: Je niedriger die Frequenz, desto langsamer ist auch die Amplitude.

Frequenzbänder (oder auch EEG-Bänder) umfassen mehrere Frequenzen. Es handelt sich dabei also um Frequenzbereiche. Dabei ist die Einteilung gängiger Frequenzbänder ist vor allem historisch bedingt und gilt als teilweise überholt.

IGeL steht als Abkürzung für Individuelle GesundheitsLeistungen. Darunter fallen alle Leistungen, die nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden.

Beim Neurofeedback besteht die therapeutische Herausforderung im Festlegen der Frequenzbereiche. Es müssen sowohl die Bereiche festgelegt werden, bei denen über den Monitor eine „Belohnung“ erfolgt, als auch die in denen keine erfolgt. Die Belohnung erfolgt über den Bildschirm indem beispielsweise eine Grafik schneller oder das Bild schärfer wird. Dadurch kann das Gehirn zur Verbesserung der Selbstregulierung animiert werden. Dabei werden unter Inhibit (engl.: Sperrung) solche Frequenzschwellen verstanden, ab denen keine Belohnung erfolgt.

Den Begriff Parameter kann man im Deutschen auch als Übergabewert bezeichnen. Vor allem auch in der Informatik ist Parameter ein gängiger Begriff. Bezogen auf Neurofeedback versteht man darunter bestimmte Werte die zu Beginn einer Sitzung eingestellt werden wie bspw. die Reward-Frequenz, also die Frequenz bei der eine Belohnung erfolgt. Diese bestimmte Einstellung wird dann von der Software bei der Verarbeitung der gemessenen EEG-Signale berücksichtigt und beeinflusst letztendlich die Animation auf dem Bildschirm. Um bei dem Beispiel der Reward-Frequenz zu bleiben: Die Animation auf dem Bildschirm erfolgt nur dann, wenn diese Reward-Frequenz auch erreicht wird. Letztendlich dienen Parameter also dazu festzulegen, welche Daten von der Software, wie verarbeitet werden sollen.

Die therapeutische Herausforderung beim Neurofeedback ist, die Frequenzbereiche festzulegen, bei denen über den Monitor eine „Belohnung“ erfolgt, indem bspw. eine Grafik schneller oder das Bild schärfer wird; sowie die Bereich bei denen keinen Belohnung erfolgt. Somit kann das Gehirn zur Verbesserung der Selbstregulierung animiert werden. Demzufolge versteht man unter Reward  (engl.: Belohnung) solche Frequenzschwellen, ab denen eine Belohnung erfolgt.